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Verfahren: Bromöldruck
Verfahrenstyp: Chromatverfahren

Text: D. Münzberg (Hamburg,1999)


Erfinder
1907 publizierten, jeweils unabhängig voneinander, die
Engländer E. J.Wall und C. Welborne Piper (1866‐1919) unterschiedliche Bromöldruckverfahren, eine Variante des Öldruckverfahrens.*
Piper gab später seinen bereits mit Erfolg angewandten Prozess auf und übernahm den einfacheren von Wall.
Der Bromöldruck erfreute sich, besonders bei Amateuren, schon bald einer großen Beliebtheit, da bei ihm als erstem Edeldruckverfahren kein Negativ in der gewünschten Bildgröße vorliegen mußte. Voraussetzung war lediglich eine Vergrößerung auf wenig vorgehärtetem Photopapier.


Prinzip

  • Am Anfang steht die Vergrößerung auf besonderem Bromöldruck-Papier

  • Das Silberbild wird anschließend in einem Bleichbad ausgebleicht. Analog zur quantitativen Umwandlung des Silbers im Bleichprozeß verliert hierbei die Gelatine des Papiers mehr oder weniger stark ihre Quellfähigkeit in Wasser.

  • Es entsteht auf chemischem Weg ein Gerberelief.

  • Das feuchte Relief kann jetzt mit fetthaltiger Druckfarbe mittels Walze und Pinsel eingefärbt werden. Hierbei nehmen die kürzer belichteten Partien – die Gelatine ist wenig gegerbt und nimmt infolgedessen viel Wasser auf – nicht so viel Farbe an, wie die länger belichteten, stärker gegerbten Stellen des Bildes.

  • Auf diese Weise wird das Silberbild in ein entsprechendes Ölfarbenbild umgewandelt.

  • Nach wiederholtem Einfärben kann das so entstandene Ölbild in der Tiefdruckpresse mehrmals auf geeignetem Papier umgedruckt werden,
    es entsteht der sogenannte Bromölumdruck.

Anwendungszeitraum
Der Bromöldruck hat es zum beliebtesten aller Edeldruckverfahren gebracht. Die Einfachheit seiner Ausführung führte schnell zu weltweiter Verbreitung dieser Technik. Es war das einzige Edeldruckverfahren, bei dem kein Negativ in der Größe des Bildforrnats vorliegen musste. Ausgangsmaterial war eine normale Vergrößerung auf Bromöldruck-Papier, die dann im weiteren Verfahrensablauf ausgebleicht wurde. Durch die Verarbeitung von handelsüblichem Negativmaterial konnte selbst der ungeschickteste Amateur endlich die Schwelle zum ‚künstlerischen Lichtbild‘ überspringen. In den ‚oberen Etagen‘ der Kunstphotographie wurde der originale Öldruck bevorzugt. Jedoch nicht zuletzt der Schlichtheit seiner Technik wegen behielt der Bromöldruck eine unglaubliche Popularität bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein.

 

Eigenschaften
Auf den ersten Blick sehen Bromöldrucke wie etwas zu schwer geratene Silbergelatineabzüge aus. Bei seitlicher Betrachtung wechseln speckiger Glanz in den Schatten mit stumpfen Flächen in den Lichtern ab. Im Silberbild noch vorhandene Details verschwinden meist unter einer dicken Farbschicht, und auch die Reproduktion feinster Grauabstufungen zählt nicht unbedingt zu den Stärken der Öldruckverfahren.
Ein Manko, über das früher die nicht gerade nach Schärfe strebenden Kunstphotographen wohlwollend hinwegsahen. Experimentiermöglichkeiten ergeben sich grundsätzlich in den Bereichen Einfärbe- und Umdrucktechnik, hierbei besonders durch den Mehrfach- oder Kombinationsumdruck.
Der Bromöldruck bietet also durchaus einen gewissen Freiraum für künstlerische Experimente.

*Der Öldruck geht auf Poitevin zurück, der 1855 die entscheidenden
Versuche mit Chromgelantine unternahm. Aber erst der Engländer G.E.H. Rawlins
beschreibt 1904 das Verfahren ausführlich. Im Unterschied zum Bromöldruck
entsteht beim Öldruck das Gelatinerelief durch Lichtgerbung.
Der Öldruck erzeugt die qualitativ besseren Drucke.

Alle Drucke Diether Münzberg.

 
S67-1.jpg

Nach einem grauschwarzen Bromöldruck
von Sergej Lobovikov
Die Lehrerinnen,1929

MK&G Hamburg


Abb. 1
1. Stufe
Vergrößerung auf Bromöldruckpapier.
Dabei handelt es sich um besonders silberreiches, ungehärtetes Silbergelatinepapier.

S67-2.jpg


Abb. 2
2. Stufe
Gelatinerelief, das durch chemisches Ausbleichen der Vergrößerung entsteht.
Das Motiv ist noch schwach sichtbar.

S67-3.jpg


Abb. 3
3. Stufe
Zur Demonstration ist die rechte Hälfte
des Reliefs eingefärbt, die linke zeigt noch
das ursprüngliche Bleichrelief.

S67-4.jpg

Abb. 4
Fertiger Bromöldruck
Gemessen am Original ist der Druck viel zu dunkel, und feine Details gehen übewiegend verloren.
Das hat zwei Gründe: Erstens eignet sich der Bromöldruck nicht unbedingt zur 1:1- Reproduktion von photographischen Vorlagen, es gehen grundsätzlich feine Grauabstufungen verloren.
Zweitens arbeitet das heute am Markt befindliche Bromöldruckpapier lange nicht so gut wie das Papier der 20er Jahre, die Schicht ist zu stark vorgehärtet, folglich muß das Gelatinerelief brutal gequollen werden.
Resultat ist ein sehr harter Druck.
Zur Verdeutlichung des Prinzips sollten die Drucke
jedoch ausreichend sein.

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